
Vereinstalk #25: Trainer gesucht! Wie Vereine Kinder- und Jugendtrainer finden
Zahlreiche Sportvereine in Deutschland haben Mühe, genügend Trainer und Betreuer zu finden – besonders im Kinder- und Jugendbereich. Oft gibt es also mehr sportwillige Kinder, als Mannschaften zur Verfügung stehen. Ein Dilemma! Durchaus aber auch verständlich, denn das Ehrenamt als Trainer kostet viel Zeit und mitunter auch Nerven. Wir sprechen mit Jens Wasinewski und seinem Trainerpartner Florian Frentz. Beide sind Kinderfußballtrainer beim FSV Weiler zum Stein und auch beruflich nah an Sportvereinen dran.
Hallo Jens, hallo Florian, schön, dass Ihr euch die Zeit für uns nehmen konntet – sicher nicht selbstverständlich, denn als aktive Vereinsmenschen seid ihr in eurer Freizeit bereits gut ausgelastet. Erzählt uns doch zunächst etwas über euch, euren Verein und eure Motivation.
Mein Name ist Florian Frentz und ich bin 45 Jahre alt und habe zwei Kinder (6 und 9). Ich bin ganz klassisch als „Papatrainer“ zum FSV Weiler zum Stein gekommen. Nachdem mein Kleiner Fußball spielen wollte, bin ich mit auf den Sportplatz und habe mitbekommen, dass die beiden Trainer aufhören bzw. mit ihren Kindern in die E-Jugend zu einem anderen Verein wechseln. Da habe ich dem damaligen Jugendleiter spontan meine Hilfe angeboten. Natürlich auch weil ich beruflich vorbelastet bin (Mitarbeiter beim Württembergischen Fußballverband) und auch als lizenzierter Trainer und Sportwissenschaftler das notwendige Know-How mitbringe. Aus dieser Entscheidung ist nun ein bereits vierjähriges Engagement geworden. Und wenn ich ehrlich sein darf, für meine Bambini-Trainertätigkeit hat mir meine ganze Ausbildung nicht viel gebracht, da musste ich auch nochmal vieles neu lernen!
Mein Name ist Jens Wasinewski. Ich bin gelernter Mediengestalter und arbeite bei Kübler Sport. Sportlich bin ich eigentlich Leichtathlet, allerdings sehr sportaffin und auch fußballbegeistert. Ich habe circa ein halbes Jahr nach Florian als Trainer angefangen, nachdem für ein (!) Training eine Aushilfe gesucht wurde. Flo hatte mich als engagierten Papa auf der Tribüne wahrgenommen und angesprochen. Im Anschluss bin ich wie Flo als Papatrainer immer mehr dazugekommen. Angefangen mit den Bambinis trainiere ich mittlerweile die E-Jugend des FSV Weiler zum Stein. Nach ca. 2 Jahren als Trainerleihe haben ich mich dazu entschlossen, mich beim wfv weiterzubilden und habe im Frühjahr 2022 meine Trainer C-Lizenz erhalten.
Man merkt, dass ihr beide eher in die Trainertätigkeit hereingerutscht seid. Darüber möchten wir mit euch auch hauptsächlich sprechen. Wie ist euer Verein in dieser Hinsicht aufgestellt und welche Eindrücke habt ihr aus anderen Vereinen zum Thema „Trainermangel“?
Also wir in Weiler zum Stein haben aktuell überhaupt kein Problem mit unseren Trainer*innen und hatten auch in den letzten Jahren kein Problem, geeignete Kandidaten zu finden und anzusprechen. Grundsätzlich hört man aber aus vielen Vereinen, dass sie sich schwertun, Menschen für solch ein Ehrenamt zu finden.
Nach nun vier Jahren „Trainererfahrung“ denke ich mittlerweile, dass wir in Weiler zum Stein zurzeit eine der wenigen Ausnahmen sind. Die Fußballbegeisterung in unserem kleinen Ort ist traditionell sehr hoch, doch auf den Spieltagen und bei Turnieren bekommt man den Trainermangel in Nachbarvereinen mit.
Was sind mögliche Gründe, warum Vereine oftmals mit Trainermangel kämpfen?
Ich glaube, das hängt mit sehr vielen Faktoren zusammen. Fehlende Kompetenz im Vorstand/Jugendleitung, schlechte Ansprache möglicher Kandidaten, fehlende sportliche und organisatorischen Konzepte und damit einhergehend eine sehr große zeitliche und persönliche Verantwortung, die man als Trainer*in eingehen soll. Generell wird im Ehrenamt zu wenig Wert auf das Thema Personalgewinnung gelegt, wobei dies egal in welchem Unternehmen/Verein immer mit den handelnden Menschen steht und fällt.
Trainerin oder Trainer sein im Jugendbereich heißt nicht nur Trainieren, sondern auch vieles Organisieren. Sei es von der Organisation im Training oder die Kommunikation mit den Eltern und dem Umfeld – zeitintensiv ist es allemal. Gerade in den jüngeren Jahrgängen können die Aufgaben um die Mannschaft für neue Trainer oft sehr überfordernd und demotivierend sein. Diese Rahmenaufgaben können ein mögliches Engagement verhindern, wenn die Trainer mit den Aufgaben alleine gelassen werden.
Wie kann das Problem der Überlastung der Trainer angegangen werden?
Ich glaube, dass fast alle Jugendtrainer und vor allem die Kindertrainer sehr viel Zeit und Aufwand in ihr Hobby stecken und das auch mit sehr hohem Engagement tun, da geht es dann gar nicht um eine zeitliche Überlastung, sondern eher um das Thema Verantwortung. Typischerweise sind ein oder zwei Trainer für eine Mannschaft oder gar ganze Jugend „verantwortlich“, man kann praktisch nie fehlen oder gar mal krank sein. Zudem hat jeder Trainer unheimlich viele organisatorische Aufgaben zu erledigen. Hier gilt es, sich als Verein oder Jugendabteilung so aufzustellen, dass nicht immer alle alles gleichzeitig machen müssen oder gar aneinander vorbei gearbeitet wird. Aus meiner Sicht gilt es daher, sich gut zu organisieren und dafür zu sorgen, dass sich die Trainer auch als Team verstehen und sich z. B. auch mal beim Training oder beim Spieltag vertreten. Das würde schon viele der „Überlastungsthemen“ deutlich reduzieren.
In Weiler zum Stein sind wir, was die Aufgabenverteilung betrifft, sehr gut aufgestellt. Jede Mannschaft hat mindestens zwei Trainer, die sich um die Organisation in den jeweiligen Mannschaften kümmert. Von den Trainingsinhalten, den Terminen (Training, Spieltage, Turniere) bis hin zum Vereinsleben (festliche Aktivitäten, Rahmenprogramm, Arbeitsdienste) und ganz wichtig die Kommunikation mit den Eltern. Unterstützt werden wir durch die Jugendleitung, die sich auch mit mehreren Personen die Aufgaben aufteilt. Zusätzlich stimmen sich die Trainer untereinander ab und können sich so bei möglichen Terminkonflikten in den anderen Jugenden aushelfen.

Kinder beim Fußballtraining (Bild: FSV Weiler zum Stein)
Weshalb ist der Kinder- und Jugendsportbereich nochmals mehr betroffen, welche Besonderheiten gibt es dort?
Im Fußball ist sicher der größte Unterschied, dass es für das Traineramt im Erwachsenenfußball bereits in der Kreisliga Gehälter gibt. Da ist es dann natürlich immer einfacher auch Trainer zu finden, die den „Job“ machen. Ein weiterer großer Unterschied ist die reine Anzahl der Mannschaften. Muss sich der Herrenbereich vielleicht um ein bis drei Mannschaften kümmern, führt ein Jugendleiter eines mittelgroßen Vereines zwischen 10 und 30 Trainer in seinem Jugendtrainerteam. Selbst wir in Weiler zum Stein haben aktuell über 10 Trainer und das obwohl wir nur Bambini bis E-Junioren haben.
Zusätzlich sehe ich im Jugendbereich ein Problem in den frühen Trainingszeiten in den jüngeren Jugenden. Je nach Alter der Kinder wird oft am späten Nachmittag trainiert und für manche Eltern ist es aus beruflichen Gründen oder mit sonstigen terminlichen Konflikten organisatorisch nicht möglich. Je nach Größe und sportlicher Ausrichtung des Vereins ist es oftmals auch ein Problem, einen geeigneten Trainingsplatz zu bekommen.
Habt ihr eine Empfehlung, wie der Einstieg als Kinderfußballtrainer insgesamt niedrigschwelliger gestaltet werden kann?
Wer beim wfv eine Trainerausbildung macht, kennt geeignete Konzepte, wie über gute Trainingsorganisation auch sehr einfach Helfer mit ins Training eingebunden werden können. Das sogenannte Trainerteam-Modell und ein gut vorbereitetes Stationen-Training sind nur zwei Elemente, die hier sehr gut geeignet sind. Ein weiterer sehr wichtiger Schlüssel ist die Ansprache der Eltern und das Verhalten der bereits vorhandenen Trainer. Ist es überhaupt attraktiv, in diesem Verein und in dieser Gruppe mit zu helfen? Fühle ich mich da wohl? Wie werde ich als Neuling aufgenommen? Und wer hilft mir bei meinen ersten Schritten auf dem Platz? Wenn man sich als Trainerteam und als Jugendleitung diese Fragen stellt und dann noch ein gutes Konzept hat, ist es auch nicht so schwierig, Eltern oder geeignete Personen anzusprechen.
Nach meinem Einstieg als „Trainer“ vor vier Jahren habe ich verschiedene Online-Kurzschulungen beim wfv durchgeführt und nach zwei Jahren mich dazu entschlossen, den Basislehrgang bei wfv als Einstieg zu besuchen. Allein der Basislehrgang gibt Einblicke in alle Bereiche der Trainerausbildung und hat mir im Bereich Kinder- und Jugendfußball viele neue Einblicke in die Trainingsorganisation und Trainingsinhalte für den Kinderfußball mitgegeben. Im Anschluss habe ich den Teamleiter Kinder und den Teamleiter Jugend erfolgreich absolviert. Für meine Tätigkeit als E-Jugendtrainer ist die Grundlage, kindgerechtes Training durchzuführen, erst einmal geschaffen. Eine Ausbildung bis zur Lizenz ist natürlich kein Muss, ich kann es allerdings nur jedem interessierten Jungtrainer empfehlen, die altersspezifischen Kurse der Landesverbände zu besuchen, um zumindest die Grundlagen für ein gutes Training und der Organisation zu lernen.
Trainer in Vereinen erhalten nicht immer die Wertschätzung, die ihnen für ihr Engagement eigentlich zusteht. Wie seht ihr das? Hält dieser Aspekt so manchen davon ab, die Tätigkeit anzunehmen?
Auch das ist ein sehr vereinsspezifisches Thema. Ich glaube, dass hier sehr unterschiedlich agiert wird. Der eine Verein findet irgendwie irgendeine Person, die dann als „Trainer“ installiert wird und ab diesem Moment ist man dann auf sich alleine gestellt. Andere Vereine organisieren gute Ausstattung, kommunizieren regelmäßig und in geeigneter Form über wichtige Dinge und es werden Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke organisiert. Zusätzlich dann noch ein Ehrenamtswochenende oder ein Jugendtrainerevent, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Was leider fast in allen Vereinen zu kurz kommt, ist ein einfaches „DANKESCHÖN“. Das kostet nichts bewirkt aber Wunder.
Mit der Trainingsqualität, der Trainingsausstattung, dem Trainingsumfeld und dem Engagement der Trainer und des Vereins steht und fällt die Zustimmung der Eltern und natürlich auch die Wertschätzung. Eltern wollen, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind, unabhängig von der sportartspezifischen Ausbildung, sondern sehen das zumindest am Anfang als Bewegungsangebot im Ort.
Und ganz ehrlich, wer in strahlende Kinderaugen schauen darf, bekommt eine wunderschöne, ehrliche und direkte Wertschätzung!
Schönes Schlusswort. Wir bedanken uns für das Gespräch und euren tollen Einsatz als Kinderfußballtrainer – macht weiter so! 🙂
Fußball, Training, Vereinstalk, Vereinsarbeit