
Handballtrainer und Akademieleiter verrät, wie Talente geschmiedet werden
Matthias Lorenz betreibt die HTS – HandballTalentSchmiede in Koblenz. Mit seinem teils bundesligaerfahrenen Trainerteam und einem besonderen Integrativkonzept fördert er Nachwuchssportler. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang, seine Ausbildungsakademie und die Situation des deutschen Handballs gesprochen und ihn nach Trainingstipps gefragt. Viel Spaß beim Lesen!
Bitte stelle dich unseren Leser*innen kurz vor: Wer bist du und was machst du neben der HTS?
Mein Name ist Matthias Lorenz. Ich wurde 1986 in Koblenz am Rhein geboren. Nach meiner kaufmännischen Ausbildung sammelte ich zunächst Berufserfahrung, bevor ich 2014 mein Hobby zum Beruf machte. Ich gründete die heutige “HTS – HandballTalentSchmiede” unter dem Namen “HTS – HandballTorwartSchule”.
Neben meiner Arbeit als Inhaber und Coach der HTS engagiere ich mich sehr stark im Bereich Kinder- und Jugendschutz.
Wie und wann kamst du zum Handball und generell zum Sport?
Ich betreibe seit meinem 5. Lebensjahr Vereinssport. Bis zu meinem 12. Lebensjahr spielte ich Fußball und fing dann mit Handball an. Da mein Vater früher selbst Handball gespielt hat, wollte ich den Sport mal ausprobieren und bin dabeigeblieben.
Neben deiner Handballtrainerausbildung hast du auch noch andere Berufsausbildungen gemacht. Wieso hast du dich im Endeffekt für eine Karriere im Sport entschieden?
Ich habe eine Ausbildung als IT-System-Kaufmann erfolgreich abgeschlossen und war nach meiner Ausbildung nacheinander für zwei Unternehmen im Bereich EDV und Marketing tätig. Das zweite Unternehmen hatte 2013 eine Umstrukturierung in der Belegschaft vorgenommen. Da zu dieser Zeit nur in den Großstädten EDVler gesucht wurden, entschloss ich mich zur Selbstständigkeit. Für mich war ein längerer Bezug von Arbeitslosengeld, bis sich der Arbeitsmarkt erholt, oder ein Umzug in eine Großstadt damals keine Option.
Und wie kamst du anschließend darauf, die HTS zu gründen?
Die Grundidee kam von einem befreundeten Trainer. Er meinte damals, dass ich mich doch als Torwarttrainer selbstständig machen soll. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits u. a. Torwarttrainer des Auswahlkaders vom HV Rheinland.
Nach reiflicher Überlegung kam ich aber zum Schluss, dass es in Deutschland schon viele selbstständige Torwarttrainer gibt, aber noch kein Torwarttrainernetzwerk, welches nach einer Konzeption Torhüter ausbildet. So wurde die HTS noch als HandballTorwartSchule gegründet.
Gemeinsam mit der BARMER bieten wir das SpielerFit-Modul in immer mehr Regionen Deutschlands an. Zahlreiche Amateursportvereine aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Baden-Württemberg und Bayern können sich bzw. ihren Mannschaften somit eine professionelle Körperanalyse zum Nulltarif sichern!
Du bist Geschäftsführer und Inhaber der HTS. Wofür steht ihr genau?
Die HTS ist, vereinfacht gesagt, ein europaweites Trainernetzwerk. Jeder, der Lust, hat im Handball was zu bewegen, kann bei uns mitarbeiten und seine Ideen bei uns verwirklichen.
Darüber hinaus sehen wir uns als mobile Ausbildungsakademie, die kleine Vereine sowie Spieler und Torhüter aus schwachen Handballregionen unterstützt. Das versuchen wir im Rahmen von Vereinscamps und offenen Handballcamps.
Dabei spielt für uns der Leistungsgedanke eine große Rolle.
Welche Leistungen bietet ihr genau an und was kosten diese?
Folgende Leistungen bieten wir an:
Wir haben keine Preisliste oder feste Preise. Für jeden Verein, Verband, Sportler*in und Unternehmen stellen wir ein maßgeschneidertes Angebot zusammen. Wir wollen, dass sich wirklich jeder unsere Leistungen leisten kann – egal ob Amateur oder Profi.
- Konzeptioneller Aufbau und Durchführung von Schul-AGs, Handballcamps und Vereinscamps
- Organisation und Durchführung von Trainingslagern – in Zusammenarbeit mit unseren Partnern
- Trainer/in buchen – z. B. für Trainingslager, Handballcamps, Saisonvorbereitung
- Offizieller Partner und Ausbilder der GoalchaTM in Deutschland
- Einzelförderung für Handballer/innen
Was muss man mitbringen, um als Spieler in die HTS zu kommen?
Spaß am bzw. im Handball. Hört sich nach sehr wenig an, aber es ist so. Wir wollen und können jedem beziehungsweise jeder Handballer*in helfen und entwickeln – unabhängig von Alter, Talent und Spielklasse.

Matthias Lorenz entwickelt Handballtalente jeden Alters
Der DHB hat vor kurzer Zeit ein Strategiekonzept für dieses Jahrzehnt herausgegeben, in dem es auch um Jugendarbeit geht. Hast du Ideen, wie Verband und (auch kleine) Vereine ihre Jugendarbeit optimieren können?
Das ist leider nicht so einfach. Gerade an der Basis fehlen den Vereinen die Übungsleiter. Die Motivation und Bereitschaft, als Jugendtrainer aktiv zu sein beziehungsweise zu werden, hat enorm abgenommen. Das merken nicht nur die Vereine im Handball, sondern auch schon im Fußball.
Es ist schwer, generelle Tipps dafür zu geben. Ich denke es ist enorm wichtig, dass die Jugendtrainer gut ausgebildet werden. Darüber hinaus wird es immer mehr dazu kommen, dass Vereine zusammenarbeiten bzw. Spielgemeinschaften gründen müssen.
Ein wichtiger Aspekt für mich ist ein Jugendkonzept. So etwas sollte, wenn möglich, jeder Verein für sich erstellen.
Ihr bietet neben Handball- auch andere AGs in Schulen an. Denkst du, der Sport hat in der Schule genug Wichtigkeit?
Leider nein. Sport ist immer noch das Fach, welches am häufigsten in den Schulen ausfällt. Auch müssen Lehrer in Grundschulen meist das Fach Sport fachfremd unterrichten. Die weiterführenden Schulen bemängeln daher auch immer häufiger die fehlende Grundausbildung der Schüler*innen in den Grundschulen. Corona hat diese Situation noch verschlimmert.
In welchem Einzugsgebiet seid ihr tätig?
Wir arbeiten europaweit. Außerhalb von Deutschland waren bzw. sind wir auch in Dänemark, Luxemburg, Schweiz, Belgien, Niederlande, Polen, Kroatien und Tschechien tätig.
Wow. Dafür werden sicher auch viele Trainer benötigt. Wie und wo können sich Interessierte bewerben und welchen Hintergrund müssen sie mitbringen?
Für die Schul-AGs kann sich generell jeder bewerben, der eine Affinität zum Sport hat und dem die Arbeit mit Jugendlichen und Kindern im Sport Spaß bereitet.
Als Handballtrainer kann sich auch generell jeder Handballtrainer bewerben, losgelöst von Alter, Lizenz und Erfahrungen. Unsere Aufträge sind vielfältig, sodass auch junge Trainer ohne viel Erfahrung bei uns die Chance bekommen, sich zu entwickeln.
Mit Nils Conrad spielt einer eurer Absolventen in der 2. Bundesliga. Thara Sieg spielt in der Frauen-Bundesliga. David Denert wurde schon in die belgische Nationalmannschaft berufen. Sind das Einzelfälle oder haben viele eurer Spieler*innen solch ein Potenzial?
Nein, Einzelfälle sind das nicht. Wir betreuen bzw. trainieren viele junge Handballer/innen, die eine Menge Potential mitbringen. Doch leider reicht das nicht immer. Der Sprung in den Profibereich ist extrem hart.
Thara und Nils waren Teilnehmer in verschiedenen Camps, in denen HTS-Trainer gebucht wurden. Darüber hinaus waren beide auch, im Zuge Ihres Praktikums bei der HTS, schon mehrfach in Koblenz für zusätzliche Trainingseinheiten.
Bei David war es etwas anderes. Ihm haben wir beim Sprung aus der BENE-League nach Deutschland geholfen.
Als langjähriger Trainer hast du sicherlich schon sehr viel Erfahrung gesammelt und einiges gesehen. Was sind die 5 wichtigsten Tipps für Trainer*innen, die du unseren Leser*innen mit auf den Weg geben kannst?
- Niemals auf dem Wissen, das man hat, ausruhen. Durch Gespräche mit anderen Trainer*innen und Fortbildungen kann man sich immer weiterentwickeln. So wie sich der Handball weiterentwickelt.
- Immer einen sehr großen Wert auf die Entwicklung der Torhüter legen. Diese kommen immer noch viel zu kurz.
- Aufbau und Planung eines ganzheitlichen Trainings.
- Der Erfolg eines Trainers, gerade im Jugendbereich, hängt nicht zwingend von den Ergebnissen in der Liga ab. Vielmehr von der Entwicklung jedes einzelnen Spielers in der Mannschaft.
- Zum Schluss noch einen Satz, den ich in jeder Trainerausbildung mehrfach gehört habe und für sehr wichtig halte: Vom Leichten zum Schweren.
Lieber Matthias, zum Abschluss wünschen wir dir und der gesamten HTS viel Erfolg für die Zukunft und sagen vielen Dank, dass du dir Zeit für unsere Fragen genommen hast!
So macht sich der Ticketverkauf bezahlt: Wenn Sportvereine Tickets über die VT Fansports App verkaufen, können sie gleichzeitig von besonderen Kampagnen unserer Vereinsticket Partner profitieren und die Vereinskasse zum Klingeln bringen. Die Boni reichen von Gutscheinen für Einkäufe bei Sportfachartikel-Shops über Geldspenden, wie du im Beitrag zum Ticketbonus nachlesen kannst!