
Vereinstalk #18: Vom Polizisten zum Sports-Tech-Unternehmer
Warum gibt jemand einen sicheren Beamtenjob auf und gründet ein Start-up? Und wie kann eine App Amateurfußballern dabei helfen, besser zu trainieren? Darüber haben wir mit Andreas Gschaider, Gründer der App B42, gesprochen.
Hallo Andreas. Du bist Geschäftsführer und Gründer der Fußball-Trainings-App „B42“. Kannst du dich unseren Lesern bitte kurz vorstellen – wo kommst du her, wie alt bist du und in welchem Sportverein bist beziehungsweise warst du aktiv?
Sehr gerne. Ich bin 39 Jahre alt und komme aus Velden in Niederbayern. Dort war ich auch bis vor vier Jahren noch als Fußballer beziehungsweise zuletzt auch Spielertrainer aktiv. Jetzt stehe ich zwar kaum noch auf dem Rasen, aber der Fußball ist meine berufliche Leidenschaft und beschäftigt mich jeden einzelnen Tag.
Vor der Gründung deines Start-ups hast du beruflich etwas völlig anderes gemacht. Was genau war das und warum hast du dich umorientiert?
Ich war Kriminalhauptkommissar und habe mich mit organisierter Kriminalität beschäftigt. Ich war die meiste Zeit sehr gerne Polizist, aber ich wollte unbedingt etwas machen, für das ich mit ganzem Herzen brenne und meiner Leidenschaft nachgehen. Und ich bin froh, den Schritt zur Gründung eines Start-ups gemacht zu haben.
Hut ab vor so viel Mut! Lass uns mal zu B42 kommen. Wofür steht der Name?
Dahinter steht die Geschichte eines besonderen Sportlers, der für uns eine große Inspiration ist, obwohl er kein Fußballer war: Jackie Robinson war der erste schwarze Profisportler, dem es gegen alle gesellschaftlichen Widerstände gelang, in der US- Baseball-Profiliga MLB Fuß zu fassen. Er hat den Weg für alle schwarze Athleten in den US-Profisport geebnet und trug die Rückennummer 42. Mit B42 verknüpfen wir ein klares Wertefundament und wollen sagen: Be 42. Sei der Sportler oder die Sportlerin, die daran glaubt, über den Sport einen positiven Einfluss auf gesellschaftliche Themen nehmen zu können.
Seit wann gibt es das Unternehmen dahinter und wo sitzt ihr?
B42 wurde 2017 gegründet. Damals hießen wir noch Soccer Fit You. Wir sitzen in München im Werk 1, einem Ort, in dem jungen Start-ups nicht nur Büros, sondern auch ein breites Angebot an Unterstützung geboten werden, beispielsweise in Form von Coachings.
Seid ihr direkt mit einer App gestartet oder hat sich das erst nachträglich ergeben?
Nein, das war ein langer Prozess. Ich habe anfangs PDF-Dateien mit Trainingsprogrammen verkauft und Workshops bei Vereinen gegeben. Zwei Jahre später wurde dann die erste App veröffentlicht.
Was genau zeichnet eure App denn Stand heute aus? Was kann man damit machen und wer nutzt sie?
Mit unserer App bringen wir das Fachwissen der Profis im Fitness- und Rehabereich in den Amateurfußball. Dabei helfen wir sowohl Einzelspielern als auch ganzen Mannschaften, körperlich topfit zu sein und an Schwachstellen zu arbeiten, sodass sie auf dem Platz entsprechend abliefern können.
Aber auch Trainern geben wir die Möglichkeit, ihr Mannschaftstraining zu professionalisieren und die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen – beispielsweise indem sie ihren Spielern individuelle Trainingsprogramme zuweisen. Damit können sie sich auf dem Platz verstärkt auf Spielformen, Technik und Taktik konzentrieren.
Die App hat dabei verschiedene Fitness- und Präventionsprogramme im Angebot, die auf die Saisonphase oder individuelle Schwerpunkte angepasst werden können. Und im Falle einer Verletzung bieten wir für diverse Verletzungstypen Rehaprogramme an, die die Spieler*innen ergänzend zur physiotherapeutischen Behandlung durchlaufen können.
Da haben wir ja etwas gemeinsam – eine Digitallösung (auch) für Sportvereine. Ihr setzt wie wir vorwiegend auf den direkten Kontakt zu den Vereinen. Könnten Verbände da nicht helfen?
Ja, Verbände könnten definitiv helfen. Wir haben aber bislang die Erfahrung machen müssen, dass es extrem schwierig ist, teilweise sehr verkrustete Strukturen zu durchbrechen und die Verbände zu überzeugen, neue Wege zu gehen. Wir geben aber die Hoffnung nicht auf.
Seid ihr auch im Ausland aktiv?
Wir haben keine Mitarbeiter in anderen Märkten, die App gibt es jedoch auch in einer englischen Version. Wir haben beispielsweise in Großbritannien erste Vereine, die mit uns arbeiten. Interessanterweise gibt es aber auf fast jedem Teil der Erde motivierte Spieler*innen, die unsere App heruntergeladen haben.
Wie viele Mitarbeiter habt ihr denn, um all die Lösungen in mehreren Sprachen anzubieten?
Aktuell besteht unser Team aus 18 Personen, die in Vollzeit für B42 arbeiten, aber die Lösung in mehreren Sprachen anbieten zu können, steht auf der Agenda noch nicht ganz oben. Aktuell liegt der Fokus noch klar auf dem deutschsprachigen Markt.
Kannst du ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern und verraten, welche weiteren Funktionen geplant sind?
Grundsätzlich stellen wir uns immer die Frage, welche Features die App noch attraktiver machen könnten und tauschen uns mit anderen Unternehmen aus, was sinnvolle Synergien angeht. Aktuell denken wir zum Beispiel daran, dass digitale Avatare gerade für sehr junge Spieler*innen attraktiv und motivationsfördernd sein könnten, aber das ist noch Zukunftsmusik.
Wir bleiben gespannt, was da noch kommt. Sehen wir uns eigentlich beim kommenden SPOBIS, der (hoffentlich) im September in Düsseldorf stattfindet?
Ende April treffe ich ja bereits euren Gründer Gregor im Rahmen der Veranstaltungsreihe des “Mikrokosmos Amateurfußball” von Tim Frohwein. Aktuell habe ich für den SPOBIS noch kein Ticket, aber dieses Event sollte in diesem Jahr eigentlich fix in meinem Terminkalender stehen. Ich hoffe es klappt und ich würde mich sehr freuen auch dort mit euch in den Austausch zu kommen.