
Vereinstalk #27: Wie ein "Vereinsmeier” seinesgleichen erfolgreicher machen will
Karsten Scherschanski ist fußballverrückt und seit Jahren ehrenamtlich bei der SG Bookhorn aktiv. Mit seinem Podcast Vereinsmeier versorgt er Gleichgesinnte mit wertvollen Informationen und aktuellen News. Sein Ziel: Ehrenamtlichen zum “Erfolg im Verein”zu verhelfen. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang, seine Motivation, seine Ziele und Kanäle gesprochen.
Hallo Karsten. Erst einmal danke dafür, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Bitte stelle dich unseren Lesern kurz vor: Wer bist du, wo kommst du her und was machst du abseits des Vereinslebens?
Ja gern. Vielen Dank für das Interview und dass ich bei euch mit dabei sein darf. Mein Name ist Karsten Scherschanski und ich komme aus dem norddeutschen Ganderkesee, das liegt zwischen Bremen und Oldenburg. Abseits des Vereinslebens bin ich Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH) und arbeite für ein großes amerikanisches IT-Unternehmen in der Beratung. Dann gibt es noch meine Frau und zwei Söhne, von denen der eine 3 Jahre und der andere erst 7 Monate alt ist, so dass die Familie natürlich in meinem Alltag auch eine wichtige Rolle spielt.
Du bist Pressewart bei der SG Bookhorn. Seit wann bist du in dem Verein und was hast du dort schon alles auf (und neben) dem Platz gemacht?
In dem Verein bin ich quasi aufgewachsen, da mein Vater und mein Onkel den Fußballverein in den 70iger Jahren mitgegründet haben. Mein Vater, der dort viele Jahre Sportwart war und heute noch Schiedsrichter ist, hat mich und meine Brüder als Kind schon immer dort mit hingenommen. Der Sohn von meinem Onkel, also mein Cousin, ist heute übrigens 1. Vorsitzender von diesem Verein. Später habe ich da dann auch selbst Fußball gespielt. Und heute bin ich in Bookhorn ehrenamtlich tätig. Von Turnierleitungen bis hin zum Spenden sammeln hab ich dort auch viele unterschiedliche Aufgaben übernommen. Die größeren Aufgaben waren und sind heute immer noch die Vorstandsarbeit in der Rolle als Pressewart, das Kümmern um Social Media und die Webseite, wie auch das Betreuen und Gewinnen von Werbepartnern. Ja, und heute, da nehme ich meinen Sohn mit nach Bookhorn auf den Fußballplatz.
Lass uns noch kurz bei deinem Verein bleiben: Wie groß ist der, welche Abteilungen gibt es und was macht er anders als andere Vereine?
Der Verein gehört mit rund 170 Mitgliedern eher zu den kleineren Vereinen, der 3 Fußballmannschaften und eine Damengymnastikgruppe hat. Den Fußballclub zeichnet aus, dass wir ein sehr familiärer und geselliger Verein sind, bei dem viele ehemalige Fußballer als passive Mitglieder immer noch „aktiv“ bleiben. Dies liegt darin begründet, dass wir unheimlich viel Programm um den Fußball herum haben. Nebst dem Ligabetrieb, einem wirklich großen Kleinfeldturnier und einem Fußballtennisturnier gibt es eben auch ein Dartturnier, ein Knobelturnier, ein Skatturnier, Maibaumsetzen, Frühshoppen und vieles mehr. Seit neuestem auch eine vereinsinterne Dart-Liga. So haben wir nebst den aktiven Fußballern auch viele passive langjährige Mitglieder, die dem Verein eng verbunden sind. Und so sind wir als kleiner Verein eben auch gar nicht vom Verschwinden bedroht, sondern spielen hier vor Ort eine deutlich größere Rolle als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Wie und wann bist du dazu gekommen, den “Vereinsmeier”-Podcast ins Leben zu rufen?
Als ich vor Jahren selbst im Internet auf der Suche nach Informationen für mein Ehrenamt war, musste ich feststellen dass es zum Thema Vereinsarbeit und Ehrenamt dort nur sehr wenig gab. Ein Nischenthema quasi. Daraufhin hab ich dann selbst angefangen, den Vereinsmeier.online Blog zu schreiben. Ich dachte mir, dass viele der Dinge, die wir im Verein machen oder die ich dafür recherchiert habe, auch für andere Ehrenamtliche interessant sein könnten. Ich selbst habe zu der Zeit auch viel Podcast gehört und da gab es noch viel weniger zu diesem Themengebiet. Also habe ich 3 Jahre nach dem Blog dann auch den Podcast gestartet, was jetzt auch schon wieder einige Jahre her ist.

Podcaster Karsten Scherschanski
Was hat sich seitdem getan?
Im Blog gibt es jetzt über 100 Beiträge und auch der Podcast umfasst schon über 70 Folgen. Nebst den Info-Folgen sind auch viele interessante Interviews dazugekommen. Von Vereinssoftware, Vereinsorganisation, Vereinsrecht bis hin zum Vereinsleben. Mittlerweile gibt es im Internet natürlich auch auf anderen Webseiten gute Informationen, beispielsweise bei Verlagen und dergleichen. Auch haben sich noch 2 weitere Podcasts für Ehrenamtliche in Vereinen dazugesellt. Aber jeder macht es so ein wenig anders und setzt eben auch andere Schwerpunkte.
Kannst du deinen Podcast in drei Sätzen beschreiben?
Bei mir geht es darum, wie man in und mit seinem Verein erfolgreich sein kann. Im Podcast schauen wir, was erfolgreiche Vereinsarbeit ausmacht, welche Tipps und Tricks Erfolg versprechen und wie die Zuhörerinnen und Zuhörer ihren Verein voran bringen können. Der Schwerpunkt liegt da auch eher bei den kleineren Vereinen und einer pragmatischen Herangehensweise für ehrenamtlich Tätige.
Ich stelle es mir recht zeitaufwendig vor, einen Podcast zu betreiben: Gäste müssen gefunden, die Episoden vorbereitet, aufgezeichnet, geschnitten und hochgeladen werden. Anschließend muss man noch eine Beschreibung und in deinem Fall einen Blogbeitrag dazu verfassen und diesen auf allen möglichen Kanälen teilen. Wie viel Zeit wendest du dafür auf?
Das kostet alles schon etwas Zeit und da kommen ein paar Stunden zusammen. Da seit Bestehen des Podcasts meine beiden kleinen Söhne geboren wurden, muss ich bezüglich der Familie und meiner Berufstätigkeit damit heute natürlich besser haushalten als früher. Ich probiere immer wieder, aktuelle Vereinsthemen bei uns in Bookhorn damit zu kombinieren, um Synergieeffekte zu nutzen. Und auch bei Interviewpartnern kann man natürlich Gelegenheiten nutzen, wo man gerade eh mit interessanten Menschen in Kontakt ist. So verschieben sich diese Tätigkeiten dann vielfach aufs Wochenende oder Tage, an denen man frei hat. Da kommt es schon mal vor, dass ich mich nachts nochmal vor den Rechner setze, wenn ich durch Kindergeschrei geweckt wurde und sich wieder alles beruhigt hat.
Verdienst du damit Geld oder welche Motivation verbirgt sich dahinter?
Nein, das ist neben der SG Bookhorn ein weiteres Ehrenamt. Ich habe zwar etwas mit Werbeanzeigen experimentiert und integriere den ein oder anderen Buchtipp mit Link zu Amazon, das bringt aber im besten Fall die Hostingkosten für den Blog und den Podcast ein. Es bleibt also ein Blog & Podcast von Ehrenamtlichen für Ehrenamtliche. Die Motivation ist die Bereitstellung von Wissen und Tipps an aktive Menschen in Vereinen und natürlich auch die Befriedigung meiner eigenen Neugier und meines Wissensaufbaus, um das dann selbst wiederum in meinem Verein einbringen zu können.
Du hast seit Januar 2019 schon viele Gäste interviewt und dabei sicher viel gelernt. Welche sind deine besten Tipps und Tricks, die wirklich jedem Vereinsvertreter weiterhelfen?
Auf jeden Fall solltet ihr Mut für Neues haben! Heutzutage muss sich der Verein bewegen, um allein den Status Quo zu halten. Gerade kleinen Vereinen droht immer die Gefahr, dass sie bei Rückschritten sofort in der Bedeutungslosigkeit versinken und ihnen die Mitglieder ausgehen. Daher ist es ungemein wichtig, den Verein kontinuierlich weiterzuentwickeln, selbst wenn sich dies nicht immer in Wachstum widerspiegelt. Allein schon, um mit der Zeit zu gehen und auch für den Vereinsnachwuchs immer wieder interessant zu sein. Für den aktiven Ehrenamtlichen ist dafür natürlich immer auch die Bereitschaft notwendig, sich diesen Dingen zu stellen und wenn es sein muss, eben auch mal ins Fettnäpfchen zu treten. Probiert Neues aus – auch wenn ihr bei dem ein oder anderen mal falsch liegen könntet!
Ein Thema, das wohl jeder aktive Ehrenamtliche kennt, sind negative Kommentare aus den Reihen der eigenen Vereinskolleginnen und -kollegen zu Neuerungen. Ärgert Euch nicht darüber, denn ohne Phlegmatiker hätte wohl kein Verein genug Mitglieder. Aber ohne Leute wie euch würde sich im Verein eben auch nichts bewegen!
Kommunikation ist natürlich dennoch sehr wichtig. Gerade bei der Vorstandsarbeit ist es wichtig, alle mit ins Boot zu holen und das nicht an den betroffenen Menschen vorbei zu machen. Und wenn jemand ehrenamtliche Aufgaben übernimmt, dann muss man ihn natürlich auch machen lassen. Das ist vielleicht anders als früher, aber heute müssen sich Menschen in ihrer Aufgabe auch selbst verwirklichen können, sonst machen sie diese nicht über längere Zeiträume.
Man merkt also insgesamt schon, dass sich Tipps für alle zumeist eher im Bereich dieser Soft Skills bewegen. Soll es um konkrete Umsetzungen von Ideen gehen, kommt man nicht umhin, eben auch auf den konkret betroffenen Verein zu schauen.
Hast du auch noch ein paar Geheimtipps für Sportvereine in petto?
Denkt da in jedem Fall auch an die Menschen im Verein, die am Leistungssport aus Alters- oder körperlichen Gründen nicht mehr teilnehmen können. Die sind nicht nur wichtige Beitragszahler, sondern können auch ehrenamtliche Aufgaben übernehmen und sind Teil eines lebendigen Vereinslebens. Rein funktional könnte neben dem Vorstand ein Mitglieds- oder auch Seniorenbeauftragter einen Blick auf diesen wichtigen Personenkreis haben, aber im Vereinsleben kann man dem natürlich auch mit interessanten Aktivitäten begegnen, die genau diese Personengruppe einbeziehen. Im Vereinsmeier-Blog (und Podcast) finden Leserinnen und Leser in diversen Artikeln (und Episoden) so einige Hinweise darauf, was man hier so alles tolles machen kann.
Das Thema Digitalisierung spielt in Sportvereinen natürlich eine große Rolle. In Zeiten von Lockdowns, aber auch gerade im Sport, wo immer wieder jüngere internet- und handyaffine Vereinsmitglieder in den Verein kommen, wird das zunehmend wichtiger. Aber da sind die Interessierten bei Vereinsticket ja schon genau richtig, den ihr habt ja einiges im Angebot für die Vereine zu diesem Thema. Über die Digitalisierung von Prozessen hinaus sollte der geneigte Leser da durchaus aber auch an E-Sport denken. Das ermöglicht eurem Verein eine ganz andere Art von Sportlern zu gewinnen, an die ihr vielleicht so noch nicht gedacht habt.
Sponsoren spielen gerade im Sport eine große Rolle. Traut euch ruhig auch an dieses Thema ran, so noch nicht geschehen. Es ist weniger schwer als man denkt und vielfach trifft man auch auf dankbare Unternehmen, mit denen man gut etwas dazu vereinbaren kann. Viele Hinweise, wie man das elegant machen kann, findet ihr auf Vereinsmeier.online. Und auch das Thema Fundraising Aktionen wird dort behandelt. Denn auch dort kann man einiges recht unkompliziert auf die Beine stellen um beispielsweise Geld für neue Trikots oder Trainingsanzüge einzuwerben.
Weiterhin braucht man beim Sport heutzutage auch gar nicht so ein großer Verein zu sein, um beispielsweise einen eigen Fanshop zu haben. In dem Bereich gibt es Dienstleister, die einem den Online-Shop und auch die Produkte mit eurem Logo drauf bereitstellen, die Bezahlfunktionen und Logistik übernehmen und euren Verein dann mit einigen Prozenten am Erfolg beteiligen. Das erhöht nicht nur die Identifikation mit dem Verein durch Schals, Caps und weitere Devotionalien bei Zuschauern und Mitgliedern, sondern hilft auch recht unkompliziert dabei, die Vereinskasse zu füllen.
Wen würdest du gerne einmal in deinem Podcast begrüßen?
Das ist schwer zu sagen, da es im Vereinswesen ja nicht wirklich so die Superstars gibt. Und wenn jemand da der Superstar ist, dann sind das meines Erachtens all die fleißigen Ehrenamtlichen da draußen mit ihrer Leidenschaft und ihrem Tatendrang. Menschen mit tollen Ideen für Ehrenamtliche und Vereine sind im Vereinsmeier-Podcast natürlich immer herzlich willkommen! Aber es gibt natürlich diesbezüglich auch noch gute Ideen und Kontakte bei mir zu weiteren Gesprächspartnern, sodass es allemal spannend bleibt!
Lieber Karsten, wir danken dir für deine Zeit und wünschen dir alles Gute und viel Erfolg mit deinem Podcast!