
Vereinstalk #13: Einfluss von Sportstätten auf die Vereinsentwicklung
Sport Management Student Sean Gouttrin kennt sich aus mit maroden und zu kleinen Sporthallen, schließlich spielt er seit 12 Jahren Tischtennis. Was es für einen Verein bedeutet, wenn die Infrastruktur nicht zeitgemäß ist, hat der 22-jährige Ennepetaler, der an der IST-Hochschule für Management studiert, nun wissenschaftlich untersucht. Wir haben mit ihm über die Ergebnisse seiner Arbeit gesprochen.
Hallo Sean. Erst einmal vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Bevor wir zu den Ergebnissen deiner wissenschaftlichen Arbeit kommen, lass uns kurz über dich sprechen: Treibst du selbst Sport?
Ich selbst bin seit ich 10 Jahre alt bin leidenschaftlicher Tischtennisspieler (2-4 Mal die Woche). Während des Abiturs kam Volleyball dazu (2 Mal die Woche). Nebenbei gehe ich regelmäßig laufen (zumeist zwischen 8-15 Kilometer; 2-3 Mal die Woche). In der Zwischenzeit war ich allerdings auch im Fußball, Kickboxen, Tennis und Handball unterwegs.
Bist du darüber hinaus in deinem Sportverein aktiv?
In meinem Verein bin ich seit drei Jahren als stellvertretender Abteilungsleiter tätig, dies ändert sich mit diesem Jahr, in dem ich der neue Abteilungsleiter Tischtennis werde. Zudem bin ich ebenfalls seit drei Jahren als Jugendkoordinator im Bereich Tischtennis zuständig, sowie als Fachschaftswart Tischtennis in Ennepetal verantwortlich (letzteres seit 2021). Dazu habe ich eine eigene Einheit (U23) im Bereich Volleyball und betreue in Kooperation mit dem Stadtsportverband Ennepetal Projekte im Rahmen von “Open Sunday” oder “Sport im Park” in beiden Sportarten.
Dazu verwalte ich die Website für Volleyball in Ennepetal, sowie vermutlich zukünftig auch die Website in meinem Heimatverein.
Wie ist denn die Hallen-Situation in deinem Verein? Welche Probleme gibt es?
Die städtische Halle unseres Vereins beim Tischtennis ist beinahe schon optimal für uns, in der Halle, in der ich Volleyball spiele, fallen mehrere Verbesserungsmöglichkeiten auf, die bei der Konzeption beim Bau der Halle nicht beachtet wurden und einige Bereiche für das Treiben des Sports erschweren. Zudem kenne ich gerade aus Auswärtsspielen viele Defizite, die sich im Lauf der Zeit entwickelt haben, teilweise jedoch auch von Anfang an bestehen.
Gerade im Bereich Volleyball werden mir viele Spieler beipflichten, dass alleine schon durch die Höhe aber auch im Bereich um das eigentliche Volleyballfeld herum zu wenig Platz besteht, der einige Bereiche erschwert. Das geht dann bei tief hängenden Lampen oder Turnringen weiter. Dazu kommen Einschränkungen hinsichtlich der Zuschauermöglichkeiten. In den meisten mir bekannten Sporteinrichtungen existieren quasi keine Zuschauermöglichkeiten.

Viele Sporthallen genügen heutigen Anforderungen nicht
Geht es anderen Vereinen, die du selbst kennst, ähnlich?
Grundsätzlich ist es natürlich für jeden Verein hilfreich, dass eine Halle zur Verfügung steht und gerade im absoluten Amateurbereich spielen Kleinigkeiten bei der Ausführung des Sports keine nennenswerte Rolle. Dabei identifizieren sich die Sportler über den Verein und die Sportstätte, in welchem sie den Sport ausüben, die Identifikation wurde jedoch in meiner Umfrage nur mit 22 Prozent der Teilnehmer zwischen Teilnehmer und Sportstätte angeführt. Jedoch steigen bei steigendem Niveau des Ausführens des Sports auch die Anforderungen an die Sporteinrichtung, in welcher der Sport betrieben wird. Auch hier können beispielsweise zu wenig Platz beim Spielfeld oder als anderes Beispiel schwierige Lichtverhältnisse und auch ein zu rutschiger Boden angeführt werden.
Du hast dich ja auch im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit mit Sportstätten auseinandergesetzt. Warum sind die Sportstätten denn so wichtig für Vereine? Ist es nicht letztlich egal, wo man trainiert und spielt, solange man einen Platz oder eine Halle hat?
Sportanlagen stellen schon immer das Zentrum einer Sporteinheit beziehungsweise eines Vereins dar. Das fängt bei Kindern an, die in unmittelbarer Nähe zur Sportstätte wohnen und nicht gefahren werden können, geht dann über Eigentum des Vereins weiter, das in der Sporteinrichtung gelagert und genutzt wird und so wird eine Sporteinrichtung dann immer mehr zum speziellen Fixpunkt, der sich auch den Anforderungen der Nutzungsgruppen stellen muss. Je länger eine Sportstätte zu einem Verein gehört, umso besser kann diese dann auch den Ansprüchen gerecht werden. Die Sportler stellen sich dann auch vermehrt darauf ein, dass dieser Status durch die Sportstätte erfüllt wird.
Welche Aspekte sind besonders wichtig, damit eine Sporthalle oder ein Sportplatz einem Verein nützlich und nicht im Wege ist?
Das lässt sich nicht direkt pauschalisieren, denn wie bereits angesprochen sind die Ansprüche einer Sportgruppe nicht immer gleich. Beispielhaft kann genannt werden, dass die Sporthalle, in welcher ich Volleyball anleite, generell zu klein ist (Höhe und Fläche), als auch (gegebenenfalls dadurch bedingt) keinen Platz für Zuschauer bietet, was die Öffentlichkeit, beispielsweise bei Ligaspielen, eher nicht dazu einlädt, vorbeizukommen. Dies zu ändern ist jedoch eher schwierig. Aus dem Bereich Tischtennis kann ich auf der anderen Seite auch ein Beispiel nennen, das sich beheben ließ. Das blendende Licht der Abendsonne im Sommer ließ ab 19 Uhr die Sporthalle teilweise nicht nutzbar erscheinen. Dem konnten wir jedoch mittels Vorhang Abhilfe verschaffen.
Woran liegt es, dass so viele Sportstätten nicht (mehr) zeitgemäß sind? Und wie ließe sich das beheben?
Wenn man sich, gerade bezogen auf Sporthallen, anschaut, wann diese erbaut wurden, so sind die meisten Hallen als funktionelle Turnhallen für den Schulsport erbaut worden. Damals wurde noch nicht an Sportevents gedacht, die Zuschauer, Catering und Ähnliches mit sich bringen. Diese baulichen Überlegungen lassen sich auch heute nicht mehr beziehungsweise nur mit großem Aufwand verbunden korrigieren. Gerade bei Neubauten müssen diese Gedankenspiele vorab getroffen werden, meiner Meinung wäre dabei ein Dialog mit denen relevant, die die Sporteinrichtung später nutzen werden. Aber auch bei bereits bestehende Sporteinrichtungen können Lösungen durch intensiven Dialog gefunden werden, damit auch die Sportler in den bestehenden Sporteinrichtungen die Sportstätte noch besser nutzen können.
Hast du eine Vorstellung von der „idealen“ Sportstätte?
Vorstellungen habe ich viele, generell würde ich sagen, dass vorab klar erkannt werden muss, was für Ansprüche die Nutzungsgruppen haben und an diesen muss sich orientiert werden. Demnach kann eigentlich keine Sportstätte so sein, wie die andere. Ich würde sagen, dass Sporteinrichtungen insbesondere inkludierend sein müssen, dass sie Flexibilität bieten für die Nutzer und dass gleichzeitig auch Wünsche der Nicht-Sportler Beachtung finden. Was die Sporthallen betrifft, in denen ich vermehrt unterwegs bin, so würde ich generell sagen, in Länge, Breite und Höhe würden wohl allen 2-3 Meter zusätzlich nicht schaden. 😅
Welche Punkte sind denn, neben dem Zustand und der Ausstattung der Sportstätte, entscheidend für die Entwicklung eines Vereins?
Wenn wir über die Sportstätte hinaus gehen, so würde ich sagen, sollten alle Vereine immer langfristig denken, die nächste Generation mit einbeziehen und für deren Ideen offen sein. Dazu gehört neben der Förderung der Jugend auch einfach eine gewisse Offenheit, denn eins ist sicher: Wenn keine jüngeren Gesichter in eine Sporteinrichtung/gruppe kommen, wird diese nur überaltern und früher oder später „aussterben“. Das lässt sich leider an zu vielen Stellen beobachten.
Zum Schluss haben wir noch eine persönliche Frage: Weißt du schon, was du nach deinem Studium machen möchtest?
Ich habe schon einige Ideen, was und wie ich neue Projekte angehen möchte. Zunächst möchte ich meinen Master absolvieren und weiter praktische Erfahrungen im Sportmarkt sammeln, auf welche Weise dies geschieht, da bin ich nichts gegenüber verschlossen.
Lieber Sean, vielen Dank für deine Antworten. Und schau dir doch mal unsere Stellenanzeigen an – vielleicht ist ja was für dich dabei. 😉