• Niklas Bormann
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Über Rollstuhlbasketball und einen der besten Spieler

Dirk Passiwan gehört zu den besten deutschen Rollstuhlbasketball-Spielern. Doch wie genau funktioniert überhaupt Rollstuhlbasketball, wie kam er zu diesem Sport und was macht er heute?

Was ist Rollstuhlbasketball?

Was Basketball ist, dürfte klar sein und auch ein Rollstuhl muss wohl kaum erklärt werden. Dementsprechend kann sich wohl jeder vorstellen, was Rollstuhlbasketball ist und wie es aussieht, allerdings gibt es einige Regeln und Dinge, die du bestimmt noch nicht kennst.

Im Prinzip kannst du dir ein Basketballspiel vorstellen, mit dem einem Unterschied, dass die Spieler eben nicht stehen, sondern im Rollstuhl sitzen. Das Feld ist gleich groß, die Körbe sind gleich hoch und es wird auch 5 gegen 5 gespielt. Ein Freiwurf bringt einen Punkt, ein normaler Korb 2 und ein Wurf von außerhalb der Drei-Punkte-Linie bringt 3 Punkte. Also alles, wie man es kennt. Die Regeln sind grundlegend so wie beim “Fußgänger”-Basketball, bis auf ein paar Besonderheiten.

Rollstuhlbasketball wird in 4x10 Minuten gespielt. In Deutschland finden Basketballspiele ebenfalls in 4x10 Minuten statt, in der National Basketball Association (NBA) sind es 4x12 Minuten. Unterschiede gibt es bei der Schrittfehlerregel. Ein Schrittfehler passiert, sobald ein Spieler mit dem Ball in der Hand, ohne zu dribbeln, mehr als zwei Schritte geht. Das ist beim Rollstuhlbasketball natürlich anders, dort geschieht ein Schrittfehler, wenn der Spieler, ohne zu dribbeln, mehr als 2-mal seine Reifen anschiebt. Der Ball darf übrigens auch auf dem Schoß abgelegt werden und muss nicht die ganze Zeit festgehalten werden.

Der letzte Unterschied ist das Klassifizierungssystem. Die Spieler werden in Punkte von 1 bis 4,5 eingeteilt. Die Punkte sagen aus, wie schwer der Grad der Behinderung ist. Während eine 1 für die stärkste Einschränkung steht, steht eine 4,5 für eine kleine oder teilweise gar keine Behinderung. Pro Team dürfen maximal 14,5 Punkte auf dem Feld sein.

Rollstuhlbasketball-Bundesliga

Die Rollstuhlbasketball-Bundesliga (RBBL) gilt als eine der stärksten Ligen. Auf der Website des RBBL heißt es sogar, dass sie “als stärkste Liga der Welt gilt”. Mit zwei zweiten Ligen, fünf Regionalligen, vier Oberligen und vier Landesligen ist der Rollstuhlbasketball in Deutschland weit verbreitet. Daneben spielt die erfolgreichste Mannschaft in der RBBL, der RSV Lahn-Dill. Als Weltpokalsieger, Vize-Weltpokalsieger, siebenmaliger Champions-Cup-Gewinner, Vize-Champions-Cup-Sieger, WBC-Europapokalsieger, 13-maliger Deutscher Meister und 14-maliger Deutscher Pokalsieger haben sie einige Erfolge zu verbuchen.

Geschichte des Rollstuhlbasketballs

Erfunden wurde der Sport 1946 von ehemaligen Basketballern, die den Sport aufgrund von Kriegsverletzungen nicht mehr ausüben konnten. Heute wird in ca. 80 Ländern von über 25.000 Menschen Rollstuhlbasketball gespielt. Seit 1960 ist es eine paralympische Sportart, seit 1968 kämpfen auch Frauen um paralympische Medaillen. Seit 1993 wird alles von der International Wheelchair Basketball Federation (IWBF) organisiert.

Dirk Passiwan: Schicksalsschlag ebnet weg in den Profi-Bereich

Dirk Passiwan spielte schon als kleines Kind Rollstuhlbasketball, allerdings nicht, weil er musste, sondern weil sein Vater ein Rollstuhl-Team gegründet hatte. Die körperliche Einschränkung trat erst später in seinem Leben auf, als bei ihm Morbus-Crohn diagnostiziert wurde. Morbus-Crohn ist eine chronische Magen-Darm-Entzündung, diese erschwert zwar viele Bereiche des Lebens, allerdings hat es erst mal nichts mit der Bewegungsfähigkeit zu tun. Aber die notwendigen hohen Cortison-Dosen schränkten Passiwan letztendlich in seiner Bewegung ein. Er kann zwar immer noch ohne Rollstuhl laufen, aber Sport machen kommt nicht infrage. So kam er dann wieder zurück zum Rollstuhlbasketball.

Und das sehr erfolgreich. Er hat jahrelang für den Bundesligisten Dolphins Trier gespielt, wo er auch Rekordschütze war. Daneben hat er an drei Paralympischen Turnieren teilgenommen, Welt- und auch Europameisterschaften bestritten und war Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Sein größter Erfolg war sicherlich die Silbermedaille bei der EM 2011. Große Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine Trickwürfe.

Vom Starspieler zum Bundestrainer

Mittlerweile spielt der 45-Jährige nicht mehr selbst. In einem Interview mit dem SWR äußert er sich über seine neue Rolle.

"Die Folgen merke ich halt immer noch. Immer wieder diese körperlichen Probleme und Entzündungen. Und nach 30 Jahren als aktiver Spieler mit all den Verschleißerscheinungen eines Hochleistungs-Sportlers war es an der Zeit, mit dem Bundestrainer-Job ein neues Kapitel aufzuschlagen”.

>Dirk Passiwan

Jetzt ist er Bundestrainer der Rollstuhl-Basketballerinnen und stellt sich damit direkt einer Mammut-Aufgabe. Zum einem waren die Frauen in der Vergangenheit sehr erfolgreich, drei Gold- und vier Silbermedaillen sprechen für sich und an diese Erfolge möchte man natürlich anknüpfen. Zum anderen hatte er nur sechs Wochen Zeit gehabt, sein Team auf die Europameisterschaft vom 02.12. Bis zum 13.12.2021 in Madrid vorzubereiten.

Europameisterschaft 2021

Leider stand mal wieder nicht der Sport, sondern die Corona-Pandemie im Mittelpunkt. Bis zu diesem Punkt spielten die deutschen Damen aber ein tolles Turnier. Als dann das Halbfinale gegen Großbritannien anstand, ging das Chaos los. Vor dem Spiel wurde bekannt, das nicht nur im Betreuerteam, sondern auch in der Mannschaft der Britinnen ein positiver Corona-Test aufgetaucht war.

Daraufhin haben sich drei deutsche Spielerinnen entschieden, nicht länger am Turnier teilzunehmen.

„Wir haben ihnen das offen gelassen, weil die Gesundheit über allem steht und haben für ihre Entscheidung vollstes Verständnis“.

Das Halbfinale sollte dann trotzdem stattfinden und endete 58 zu 51 für Großbritannien. Auch im Spiel um die Bronze-Medaille gegen Spanien zogen die Deutschen den Kürzeren und verloren mit 58 zu 40. Und das, obwohl sie in der Vorrunde noch deutlich mit 55 zu 34 gegen die Spanier gewannen. Ein bitteres Ende der EM, allerdings reichte die Leistung, um sich für die kommende WM zu qualifizieren.

Europameister wurden dann die Niederländerinnen und das, ohne ein Finale zu spielen. Denn die Mannschaft aus Großbritannien ist nach dem Halbfinale gegen Deutschland abgereist, da ihnen das Risiko durch Corona zu groß war.

Ähnlich kurios ging es bei den deutschen Männern zu. Diese verloren ebenfalls im Halbfinale und sollten dann gegen Italien um Bronze spielen. Allerdings verständigten sich beide Nationen darauf, die Partie nicht zu spielen und einigten sich auf eine “geteilte” Bronze-Medaille. In den Geschichtsbüchern wird zwar kein Sieger des Spiels um Platz drei stehen, umso schöner ist es aber, dass die Teams die Gesundheit über den sportlichen Ehrgeiz gestellt haben.

In einem TV-Interview äußerte sich Passiwan noch mal deutlich zur diesjährigen EM.

„Es war wegen der Begleitumstände ein immens schwieriges Turnier. Was hier passiert ist, habe ich noch nie erlebt. Mit unserem Abschneiden bin ich im Großen und Ganzen zufrieden – wir haben die Qualifikation für die WM 2022 geschafft”.

Dirk Passiwan

Quellen



Rollstuhlbasketball, Parasport

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