Offener Brief des TSV Heimaterde Mülheim an Politik
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Mit offenem Brief: Sportverein erreicht Hunderttausende

Ende Oktober hat der TSV Heimaterde 1925 Mülheim an der Ruhr e.V. auf der Facebook-Seite seiner Jugendfußball-Abteilung einen offenen Brief an die “sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin” und den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet gepostet. Darin appelliert Jugendvorstand Tobias Maske an die Politik, das Verbot des Amateursports während des November-Lockdowns zu überdenken. Innerhalb kurzer Zeit hat sich das Schreiben viral verbreitet und klassische Medien sind darauf aufmerksam geworden. Der Fall zeigt, welche enorme Reichweite auch Amateurvereine erzielen können, wenn sie digitale Medien zu bespielen wissen.

Der Inhalt des offenen Briefs

Zu Beginn des Schreibens stellt der Autor klar, dass er die Notwendigkeit, die Corona-Pandemie zu bekämpfen, absolut nachvollziehen könne und unterstütze. Mit einigen Maßnahmen schieße die Politik allerdings über das Ziel hinaus, vor allem mit dem Verbot des Amateursports. Schließlich sei der Sport mehr als ein Bewegungsangebot:

Es geht darum, den Kindern und Jugendlichen ein Umfeld anzubieten, in dem sie sie sich auspowern können, in dem sie jedoch zugleich Kontakte pflegen und Sozialverhalten erlernen können.

Vorstand der Jugendfußballabteilung im TSV Heimaterde

Bedenke man, dass es aus Sicht der Politik ausreiche, Klassenräume alle 20 Minuten zu lüften, sei es nicht nachvollziehbar, warum Kinder- und Jugendmannschaften, die aus maximal 15 Personen bestünden und sich unter freiem Himmel bewegten, nicht trainieren dürfen.

Eindringlicher Appell

Ihre Entscheidung ist nicht nur unverhältnismäßig, sie tritt auch das Engagement aller Ehrenamtlichen, die sich in den vergangenen Monaten in ihrer Freizeit und ohne Entlohnung dafür eingesetzt haben, Hygienekonzepte zu entwickeln und umzusetzen oder einfach nur für „ihre“ Kids da zu sein, mit Füßen. [...]

Ich fordere Sie auf, Ihre Entscheidung zu überdenken und mindestens den Trainingsbetrieb für Sport auf Sportfreianlagen unter Beachtung der genannten Parameter umgehend wieder zu ermöglichen.

Vorstand der Jugendfußballabteilung im TSV Heimaterde

Schreiben verbreitet sich schnell

Rund zwei Wochen später hat der Facebook-Post mehr als 400.000 Nutzer erreicht, wurde 1.570 Mal mit “Gefällt mir” markiert, 3.377 Mal geteilt und 356 Mal kommentiert. Das sind Zahlen, die man sonst eher von Profivereinen kennt und die auch die klassischen Medien auf den Plan gerufen haben, was dem Schreiben weitere Reichweite beschert hat.

Inzwischen hat der WDR mehrfach über das Thema berichtet und verschiedene Lokalmedien haben die Meldung aufgegriffen. Besonders erfreulich: Der DFB hat den offenen Brief (auf Fussball.de) aufgegriffen und auf Facebook einen ähnlichen Appell formuliert.

Die Berichterstattung hat nicht nur die Reichweite weiter gesteigert, sondern auch öffentlichen Druck erzeugt, der die Staatskanzlei von NRW erreicht hat (die Antwort aus Düsseldorf war aus Sicht der Mülheimer allerdings unbefriedigend).

Lehrbeispiel für gelungene Kommunikation

Auch, wenn der Lockdown weiter fortbesteht, lässt sich sagen: Jugendvorstand Tobias Maske hat es geschafft, (s)ein Thema in den Diskurs einzubringen und eine Antwort der Politik zu provozieren. So funktioniert Agenda-Setting. Sollten die Maßnahmen verlängert werden, wird es für die Politik nicht einfacher, den Trainingsbetrieb zu verbieten, im Gegenteil.

Wie hat er das geschafft? Zunächst einmal mit gutem Handwerk. Der offene Brief selbst hat eine klare und nachvollziehbare Argumentation. Maske stellt auch keine Maximalforderungen, sondern will lediglich, dass der Trainingsbetrieb wieder erlaubt wird.

Dennoch, und das ist bei sozialen Netzwerken wie Facebook sehr wichtig, wird in dem Brief eine kontroverse Position vertreten. Es gibt zahlreiche Menschen, die die vorsichtige Haltung der Politik gutheißen oder gar noch weitergehende Schutzmaßnahmen fordern. Der Verfasser argumentiert, vertitt seine Position und steht mit seinem Namen dafür ein. Das findet Unterstützer, provoziert aber auch Widerworte. Nicht alle der 356 Kommentare sind zustimmender Natur. Die Diskussion tut der Verbreitung dennoch gut, schließlich honoriert der Facebook-Algorithmus Kontroversen. Das liegt daran, dass die Nutzer, die auf der Plattform diskutieren, dort Zeit verbringen. Und das wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass Facebook ihnen Werbung anzeigen kann.

Ein weiterer Grund, weswegen der Facbook-Post der TSV Heimaterde so gut ankam: Er ist mit einer auffälligen Grafik bebildert, die nicht nur ins Auge fällt, sondern mit zwei markanten Pfeilen und drei Punkten klar macht: Hier gibt es noch mehr zu lesen, also bitte nach unten schauen.

Der Facebook-Post beinhaltet eine klare Handlungsaufforderung für Leser:

Vereine, die sich anschließen wollen und unsere Meinung teilen, sind herzlich eingeladen den Brief zu teilen und zu verbreiten!

Vorstand der Jugendfußballabteilung im TSV Heimaterde

Zudem sind verschiedene Sportvereine, aber auch Medien und nicht zuletzt das Bundeskanzleramt sowie NWR-Ministerpräsident Armin Laschet in den Beitrag erwähnt. Das erhöht die Reichweite, da diese Nutzer direkt über den Post informiert werden.

Tipp: Um Personen, Seiten oder Gruppen in einem Facebook-Beitrag zu erwähnen, zunächst “@” tippen und dann anfangen, den Namen der Person, Seite oder Gruppe einzugeben. Es öffnet sich eine Liste, aus der man den gewünschten Namen auswählen kann. Anschließend ist dieser Name blau hinterlegt.

Die so entstandene Reichweite haben der TSV beziehungsweise der Jugendvorstand Tobias Maske geschickt genutzt und das Thema durch Interviews mit Medien sowie das Teilen von Berichten über den offenen Brief auf der vereinseigenen Facebook-Seite am Köcheln gehalten.

Wir gratulieren der TSV Heimaterde Mülheim zur riesigen Resonanz des offenen Briefes und hoffen, dass der Trainingsbetrieb im Freien zeitnah wieder stattfinden kann.


Vereinen, die sich bestmöglich auf eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs einstellen wollen, legen wir unseren Beitrag "Leistungsvergleich: Vereinsticket vs. andere Systeme" ans Herz.

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Fußball, Hygienekonzept

Patrick Hausen Patrick Hausen

Patrick Hausen | CMO

Als Kind hat Patrick im Verein geturnt, regelmäßig das Sportabzeichen abgelegt und Fußball gespielt. Letzteres versucht er auch heute noch; meistens in der AH, ab und an in der zweiten Mannschaft des FC Könen. Der Politikwissenschaftler interessiert sich vor allem für die gesellschaftliche Bedeutung von Sportvereinen. Er liebt es, spannende Personen aus dem organisierten Sport zu interviewen und deren Wissen in Form unserer “Vereinstalk”-Reihe an Interessierte weiterzugeben.
Patrick Hausen

Patrick Hausen | CMO

Als Kind hat Patrick im Verein geturnt, regelmäßig das Sportabzeichen abgelegt und Fußball gespielt. Letzteres versucht er auch heute noch; meistens in der AH, ab und an in der zweiten Mannschaft des FC Könen. Der Politikwissenschaftler interessiert sich vor allem für die gesellschaftliche Bedeutung von Sportvereinen. Er liebt es, spannende Personen aus dem organisierten Sport zu interviewen und deren Wissen in Form unserer “Vereinstalk”-Reihe an Interessierte weiterzugeben.
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