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Kopfballverbot: Sieht so die Zukunft des Fußballs aus?

In der ersten Halbzeit sind Kopfbälle nur im Strafraum erlaubt. In der zweiten sind sie dann gänzlich verboten. Dies sind die besonderen Regeln, die bei dem Spiel am 16. September 2021 galten. Im Folgenden erfährst du, was dahintersteckt.

Kopfbälle und ihre gesundheitlichen Folgen

Bei dem Match spielen englische Ex-Profis bei dem Verein Spennymoor Town FC. Bei dem im Nordosten Englands ausgetragenen Spiels handelt es sich um ein Benefizspiel. Gleichzeitig ist es das erste Fußballmatch, in dem besondere Kopfballregeln gelten.

Es soll auf eine Krebsstiftung sowie auf die Gehirn-Wohltätigkeitsorganisation “Head for Change” aufmerksam machen. Hintergrund ist folgender: Die Ergebnisse einer am 2. August 2021 veröffentlichten Studie der Universität Glasgow legen nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen Kopfbällen und späteren gesundheitlichen Konsequenzen gibt. Probanden waren 8.000 ehemalige schottische Fußballspieler, die in dem Zeitraum zwischen 1930 und 1990 aktiv waren.

Erhöhtes Demenz-Risiko

Man fand heraus, dass Defensivspieler ein erheblich höheres Risiko aufweisen, an Demenz oder anderen neurodegenerativen Krankheiten wie Parkinson zu erkranken. Für sie sei das Risiko fünfmal höher als für den Durchschnitt der Bevölkerung.

Für Feldspieler sei dieser Wert viermal so hoch, während Torhüter im Vergleich zum Durchschnitt kein erhöhtes Risiko aufweisen. Ein weiterer Faktor, der diesen Wert beeinflusst, ist die Dauer der Sportkarriere. Je länger Spieler aktiv sind, desto gefährdeter sind sie. Wann die ehemaligen Fußballer aktiv waren, hat hingegen keinen Einfluss.

Neue Regelungen des FA

Der englische Verband FA reagiert auf dieses Risiko, indem er Kopfballtraining für Kinder unter 12 Jahren in ganz Großbritannien verbietet und auch im Erwachsenensport eine Obergrenze festlegt. Sowohl im Amateur- als auch im Profisport gilt künftig die Richtlinie: Maximal zehn Kopfbälle “mit höherer Kraft” pro Woche. Im Breitensport und im Jugendbereich sollen Kopfbälle auch im Training drastisch reduziert werden.

In Großbritannien scheint die Diskussion um ein Kopfballverbot bereits weiter vorangeschritten zu sein als in Deutschland. Die britische Wissenschaft beschäftigt sich bereits länger mit den gesundheitlichen Folgen von Kopfbällen und gibt die klare Empfehlung, das Kopfballspiel zu verbieten.

UEFA und DFB: Richtlinien für Kopfballspiel

Auch die UEFA betont in ihren Richtlinien, dass das Kopfballspiel im Training bestmöglich vermieden werden soll. Der DFB schließt sich der UEFA an. So soll das Kopfballspiel vor allem bei Kindern reduziert werden. Außerdem sollen folgende Aspekte beachtet werden.

Die Ballgröße soll dem Alter und der Größe der Spieler entsprechend gewählt werden. Daneben soll der niedrigste zugelassene Balldruck gewählt werden. Beim Kopfballtraining sollen die Kinder auf Schaumstoffbälle zurückgreifen. Dieses Training soll zudem nicht zu häufig stattfinden.

Stattdessen soll das Training darauf abzielen, die Nackenmuskulatur zu stärken. Diese verringert bei Kopfbällen die Krafteinwirkung auf den Kopf. Trainer sollten für das Thema sensibilisiert sein und eventuelle Symptome von Gehirnerschütterungen erkennen und entsprechend reagieren.

Intensiveres Kopfballtraining für Erwachsene

Die UEFA und der DFB betrachten es jedoch als erforderlich, dass das Kopfballtraining in einem späteren Stadium intensiviert wird. Von der Seite der Forschung wird jedoch vermehrt auch hiervon abgeraten. Denn einige Studien zeigen, dass Kopfbälle auch im Jugend- und Erwachsenenalter Auswirkungen auf das Gehirn haben können.

Zwar entstanden während der deutschen Bundesligasaison 2020/21 17,6% der Tore durch Kopfballschüsse. Trotzdem wird häufig dafür plädiert, Kopfbälle zu verbieten. Sie seien vermeidbar und den gesundheitlichen Folgen könne durch eine Regeländerung leicht entgegengewirkt werden. Allerdings wäre ein komplettes Verbot des Kopfballspiels eine sehr große Veränderung für den Fußball.

Neben einem Verbot werden jedoch auch andere Lösungen diskutiert. Zum Teil wurde auch schon an eine Helmpflicht gedacht. Die International Football Association Boards (IFAB) wollen eine Testphase starten, in der zusätzliche Auswechslungen möglich sein sollen, wenn ein Verdacht auf eine Gehirnerschütterung vorliegt.

Keine Einigkeit unter Experten

Generell bleibt jedoch festzuhalten, dass die Meinungen bezüglich eines Kopfballverbots weit auseinandergehen. So unterstreicht beispielsweise Prof. Dr. Tim Meyer, Arzt der deutschen Nationalmannschaft sowie Vorsitzender der Medizinischen Kommission des DFB, dass ein Kopfballverbot aktuell nicht sinnvoll sei. Hierfür seien zunächst weitere empirische Studien erforderlich. Andere Experten betonen jedoch die Dringlichkeit eines Kopfballverbots. Dies soll vor allem für minderjährige Spieler gelten.



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